Bevor die Behandlung beginnt, wird in der Regel von Zahnärzten oder Kieferorthopäden geprüft, ob eine Zahnkorrektur mit Alignern für den Patienten überhaupt infrage kommt. Dies kann im Rahmen eines Termins vor Ort oder auf digitalem Wege geschehen. Hierfür werden Zahnabdrücke oder 3D-Scans und Fotos der Zähne analysiert, welche je nach Anbieter selbstständig von zu Hause aus oder in einer Zahnarztpraxis angefertigt werden können.
Bei Eignung erfolgt im Rahmen der Analyse die Erstellung eines Behandlungsplans, die Feststellung der Komplexität der Zahnfehlstellung und der damit erforderlichen Anzahl an Korrekturschienen sowie die Einschätzung der voraussichtlichen Behandlungsdauer. Diese wird individuell an die Zähne angepasst und hängt vom Schweregrad der Fehlstellung ab.
Der 3D-Behandlungsplan wird den Patienten in der Regel per E-Mail zugeschickt. Ausgehend vom Ist-Zustand zeigt dieser die verschiedenen Stufen der Korrektur während des Behandlungsverlaufs bis hin zum Endergebnis detailliert auf. Um eine physiologische Frontzahnführung zu gewährleisten, werden in den meisten Fällen Aligner für den Ober- und den Unterkiefer produziert. In Ausnahmefällen ist jedoch auch die Behandlung in nur einem Kiefer möglich.
Bei der Mehrheit der verschiedenen Anbieter werden alle Zahnschienen auf einmal produziert und dem Patienten direkt nach Hause geschickt. Nach Ablauf der vorgegebenen Tragezeit von 10 bis 14 Tagen je Schiene wird die nachfolgende Zahnschiene selbstständig eingesetzt. Die Aligner üben einen leichten Druck auf die Zähne aus, wodurch deren Verschiebung und damit die stufenweise Korrektur herbeigeführt wird. Um das simulierte Endergebnis zu erreichen, sollten die Zahnschienen 22 Stunden täglich getragen und lediglich zum Essen und Trinken (bis auf Wasser) herausgenommen werden.
Bevor eine Zahnkorrektur mit Alignern begonnen wird, ist es ratsam, für eine Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt vorstellig zu werden. Als Teil der Prophylaxe ist auch die Durchführung einer professionellen Zahnreinigung vor der Therapie empfehlenswert. Der Zahnarzt sollte die Zähne und das Zahnfleisch eingehend untersuchen und prüfen, ob die individuelle Zahnfehlstellung mit Alignern behandelt werden kann und der Gesundheitszustand eine kieferorthopädische Behandlung zulässt. Prinzipiell stellt beispielsweise eine Parodontitis kein grundsätzliches Ausschlusskriterium dar, jedoch sollte die Aligner-Behandlung stets mit einem Zahnarzt oder Kieferorthopäden abgestimmt werden. Auch das Vorhandensein einer oder mehrerer einzelner Kronen oder Füllungen beeinträchtigt in der Regel die Zahnkorrektur nicht. Zahnerkrankungen, wie beispielsweise Karies, sollten hingegen unbedingt vor Beginn der Therapie behandelt werden. Ein Spezialist kann diese Aspekte angemessen einschätzen und die Patienten beraten, ob eine Therapie mit Alignern sinnvoll ist. So kann das Risiko von Komplikationen wie Zahnfleischschäden, Zahnverlust oder auch Bissveränderungen minimiert werden.
Im Rahmen der ganzheitlichen zahnärztlichen Betreuung sollten auch weiterführende gesundheitliche Aspekte beachtet werden. Denn über die Mundhygiene hinaus können Faktoren wie Stress, Ernährung und Rauchen, ebenso wie verschiedene Krankheiten, die Mundgesundheit beeinträchtigen. Diese wirken sich auf die Zahnsauberkeit, den Biss, die Zahnabnutzung und vor allem auf die Ästhetik der Zähne aus und können zu Zahnfehlstellungen (sog. „Malokklusionen“) beitragen. Hierbei handelt es sich um ein abnormales Verhältnis zwischen den Zähnen des Ober- und des Unterkiefers, wodurch die Zahngesundheit maßgeblich beeinflusst werden kann. Über den ästhetischen Aspekt hinaus steigt das Risiko für weiterführende Erkrankungen, wie zum Beispiel Parodontitis, und auch der allgemeine Gesundheitszustand sowie das Wohlbefinden können beeinträchtigt werden. Malokklusionen können schlussendlich zu einem ungleichmäßigen Verschleiß der Zähne oder gar zu einem Zahnverlust führen. Auch Schwierigkeiten beim Sprechen, Kauen, Schlucken oder Atmen können infolgedessen auftreten und damit langfristig zu ernsthaften funktionellen Problemen führen. An dieser Stelle bietet die Kieferorthopädie mit der Aligner-Therapie eine wirkungsvolle Methode, um Zähne zu begradigen und damit eine optimale Grundlage für eine restaurative Versorgung.
Zusammenfassend gibt es nur wenige Einschränkungen bei der Zahnkorrektur mit Alignern, jedoch sollte die Entscheidung stets auf Grundlage der individuellen Befundsituation getroffen werden. Eine Behandlung ist sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern möglich, wenn der Zahnwechsel möglichst vollständig abgeschlossen ist. Jedoch wird in Deutschland bei Kindern bis zum 18. Lebensjahr die Therapie mit Alignern im Gegensatz zu einer klassischen Zahnspangenbehandlung normalerweise nicht von der gesetzlichen Krankenkasse bezuschusst. Diese übernimmt die Kosten der Zahnkorrektur erst ab einem definierten Schweregrad anteilig oder komplett und selbst in diesem Fall umfasst die Kostenübernahme lediglich die Regelversorgung, d. h. die Standardleistungen der Krankenkasse. Extraleistungen darüber hinaus sind privat zu zahlen.
Auch eine Schwangerschaft oder Stillzeit stellen kein Ausschlusskriterium für eine Behandlung mit Alignern dar, da die Zahnschienen seriöser Anbieter frei von schädlichen Chemikalien sind und damit ein erhebliches Gesundheitsrisiko für Schwangere und das ungeborene Kind ausschließen. Wichtig ist, dass das Material der Zahnschienen frei von Weichmachern und anderen Schadstoffen ist.
Kaum ein Mensch hat heutzutage perfekt gerade Zähne und einen korrekten Biss. Eine falsche Kieferstellung oder schiefe Zähne können entweder erblich bedingt sein oder aufgrund verschiedener Einflüsse entstehen. Darüber hinaus können Faktoren, wie beispielsweise eine mangelhafte Mundhygiene oder auch ein Unfall zu einem Zahnverlust führen, wodurch ebenso Zahnlücken entstehen können. Zusätzlich können verschiedene Angewohnheiten, wie das Pressen der Zunge gegen den Zahnbogen oder auch das Daumenlutschen in der Kindheit, auf lange Sicht Zahnfehlstellungen begünstigen und erfordern zusätzlich zur Zahnkorrektur weiterführende Behandlungen durch einen Logopäden.
Wenn ein Zahn oder mehrere Zähne im Ober- oder Unterkiefer nicht korrekt angeordnet sind, also zum Beispiel schief stehen, gedreht sind oder nicht an der vorgesehenen Stelle herauswachsen, wird von einer Zahnfehlstellung (einer „dentoalveolären Dysgnathie“) gesprochen.
Da eine dentoalveoläre Dysgnathie nicht nur ästhetische Auswirkungen haben kann, sondern auch gesundheitliche und funktionelle, gibt es einige Fälle, in denen eine kieferorthopädische Behandlung unabdingbar ist:
Der heutige Stand der Zahnmedizin und der Aligner-Technologie ermöglicht die Korrektur der meisten Fehlstellungen mithilfe durchsichtiger Zahnschienen. Nachfolgend werden die häufigsten Fehlstellungen, welche mit Alignern behandelbar sind, erläutert.
Fehlende oder zu kleine Zähne sowie ein breiter Kiefer können zu Lücken führen. Typisch sind Lücken zwischen den vorderen Schneidezähnen (ein sog. „Diastema“). Es werden zwei unterschiedliche Formen des Diastemas unterschieden. Bei einem echten Diastema handelt es sich um eine erblich bedingte Zahnlücke, welche bereits im Milchgebiss vorhanden ist. Das falsche Diastema wiederum entsteht durch einen Raumüberschuss im Kiefer, der beispielsweise durch die Nichtanlage von Zähnen entstehen kann oder durch Verdrängung in Folge eines zu stark ausgeprägten Lippenbändchens.
Bei einem offenen Biss treffen die oberen und die unteren Frontzähne beim Zusammenbeißen nicht aufeinander, sondern weisen einen Abstand auf. Dieser tritt vorrangig im Front-, aber auch im Seitenzahnbereich auf. Dafür sind oftmals Angewohnheiten oder Verhaltensweisen verantwortlich, wie Daumenlutschen, Zungenfehlfunktionen oder anomales Schlucken und Atmen. Aber auch eine angeborene Kieferfehlstellung kann zu einem offenen Biss führen.
Bei einem Kreuzbiss handelt es sich um das falsche Übereinandergreifen der Zahnreihen. Im Normalfall ist der Oberkiefer breiter als der Unterkiefer und die Oberkieferzähne stehen damit sowohl im seitlichen als auch im Frontzahnbereich vor den unteren Zähnen. Liegt ein Kreuzbiss vor, ist dies genau umgekehrt. Kreuzbisse können an den Frontzähnen wie auch an den Seitenzähnen auftreten.
Ob die Behandlung der individuellen Zahnfehlstellung mit Alignern möglich ist, kann durch einen Zahnarzt oder Kieferorthopäden anhand des Ausmaßes, der Schwierigkeit und der Dauer der notwendigen Zahnbewegungen beurteilt werden.
Normalerweise werden die unteren Schneidezähne zwei bis drei Millimeter von den oberen Schneidezähnen bedeckt. Werden die unteren Schneidezähne mehr als drei Millimeter bedeckt, liegt ein Tiefbiss vor. Durch diese Art der Fehlstellung besteht die Gefahr, dass der Gaumen oder das Zahnfleisch unterhalb der unteren Schneidezähne verletzt werden kann. Das Gewebe bildet sich als Folge im Laufe der Zeit zurück und zusätzlich kann es zu Kiefergelenkbeschwerden kommen.
Bei einer Zahnrotation handelt es sich um eine Drehung des Zahnes um seine eigene Achse. Bei der Kippung hingegen ist die Achsneigung eines Zahnes nicht korrekt. In den meisten Fällen treten Zahnrotationen und Zahnkippungen in Kombination miteinander auf und stehen auch oftmals mit einem Engstand in Zusammenhang.
Da sich Zähne ein Leben lang bewegen, ist es nach dem erfolgreichen Abschluss einer kieferorthopädischen Behandlung essenziell, das Behandlungsergebnis langfristig zu erhalten. Die Stabilisierung des Behandlungsergebnisses, oder auch „Retention“ (aus dem Englischen: (to) retain = festhalten, stabilisieren), kann mithilfe verschiedener Techniken erfolgen. Die Retainer-Varianten unterscheiden sich in ihrer Art der Fixierung und sorgen nach Beendigung des Behandlungsplans dafür, dass die Zähne in der gewünschten Position verbleiben. Es werden festsitzende und herausnehmbare Retainer angeboten.
Ein fester Retainer (Lingual-Retainer oder Retainer-Draht) eignet sich vor allem nach der Korrektur einer starken Zahnfehlstellung, da in diesem Fall das Risiko erhöht ist, dass sich die Zähne erneut verschieben. Der Retainer, bestehend aus einem dünnen Metalldraht, wird ausschließlich an den Innenseiten der Frontzähne im Ober- und Unterkiefer mithilfe kleiner Kunststoffpunkte angeklebt. Da er von außen nicht sichtbar ist, kann er dort problemlos über mehrere Jahre hinweg verbleiben. Je mehr Befestigungspunkte der Retainer an den Zähnen hat, desto komfortabler und zuverlässiger ist er für den Patienten. Sollte sich der Draht lösen, ist es ratsam, einen Zahnarzt oder Kieferorthopäden aufzusuchen, damit er nicht verschluckt wird oder Verletzungen verursacht.
Ein herausnehmbarer Retainer sollte nach Abschluss der Behandlung etwa ein halbes Jahr lang dauerhaft getragen werden, genau wie die Aligner. Danach kann dieser öfter herausgenommen und nur noch in der Nacht getragen werden. Sollte jedoch nach dem Einsetzen ein Spannungsgefühl auftreten, liegt es nahe, dass sich die Zähne wieder verschoben haben, woraufhin es sich empfiehlt, den Retainer vermehrt zu tragen. Ein herausnehmbarer Retainer hat gegenüber der festen Variante den Vorteil, dass die Mundhygiene einfacher durchgeführt werden und er beim Essen oder Zähneputzen herausgenommen werden kann. Auch einem eventuellen nächtlichen Zähneknirschen hält der Retainer stand, da das Material robust beschaffen ist.
Abhängig vom Grad der Zahnfehlstellung kann es notwendig sein, an den Zähnen sogenannte „Attachments“ für eine erfolgreiche Behandlung anzubringen. Bei Attachments handelt es sich um kleine Kompositteile, welche der eigenen Zahnfarbe sehr ähnlich sind. Sie bestehen aus dem gleichen Material, welches auch bei Zahnfüllungen verwendet wird, und werden von einem Zahnarzt oder Kieferorthopäden vor dem Einsetzen des ersten Aligners auf die Zähne geklebt. Attachments haben in Verbindung mit den Zahnschienen eine Art Hebelwirkung und sorgen dafür, dass die Zahnbewegung schneller, einfacher und effizienter stattfindet, indem während der Behandlung gezielt Kraft ausgeübt wird. Zudem können mithilfe von Attachments sogar komplexe Bewegungen, wie die Rotation von Zähnen, durchgeführt werden, die ansonsten nur mit einer festen Zahnspange erreicht werden könnten. Die Anzahl der erforderlichen Attachments ist individuell und an jede Behandlung angepasst. Unter Umständen kann die Bewegung der Zähne auch ohne Attachments erfolgen. Nach Abschluss der Behandlung lassen sie sich schmerzfrei und ohne Rückstände wieder entfernen.
Die approximale Schmelzreduktion (ASR) wird auch „Stripping“ genannt und bezeichnet die minimale Reduktion von Zahnschmelz an den Kontaktflächen der Zähne um etwa 0,1 bis 0,3 mm. Durch dieses Abtragen von Zahnschmelz wird exakt die Menge an Platz zwischen den Zähnen gewonnen, die benötigt wird, um eine anschließende kieferorthopädische Behandlung durchzuführen. So können Fehlstellungen korrigiert werden, ohne dass der Zahnarzt gesunde Zähne ziehen muss, und die natürliche Struktur des Gebisses bleibt erhalten. Das Abtragen von Zahnschmelz wird dabei an bestimmten Zähnen vorgenommen, um ein harmonisches, ästhetisch ansprechendes Ergebnis zu erzielen. Diese nur wenig invasive Methode dient oftmals auch als kosmetischer Eingriff zur Verschönerung der Zahnform oder um die Zähne im Zahnbogen effizienter beziehungsweise harmonischer auszuformen.
Durchgeführt wird eine ASR mithilfe diamantierter Separierstreifen sowie verschiedenen Diamant- und Hartmetallfräsen. Nachdem die Konturierung der Approximalräume erfolgt ist, werden ein Finishing und eine Politur sowie auch eine Fluoridierung mit Tiefenfluorid aufgetragen. Dies sorgt dafür, dass der Zahnschmelz an den betroffenen Stellen nicht aufgeraut oder beschädigt wird und seine Textur der von unbehandeltem Zahnschmelz gleicht.
Das Stripping hat im Allgemeinen nur wenige Nachteile, solange es von einem professionellen Zahnarzt durchgeführt wird und der Zustand der Zähne angemessen ist. Die Behandlung ist gerade bei Platzproblemen durch einen Zahnengstand sehr effektiv, da im Voraus genau bestimmt wird, an welcher Stelle wie viel Zahnschmelz abgetragen werden muss. Jedoch kann die ASR auch einige Risiken mit sich bringen. Beispielsweise können die Zähne empfindlicher werden, es kann zu viel gesunder Zahnschmelz abgetragen werden oder Teile eines Zahns können sogar verloren gehen. Die Behandlung kann in seltenen Fällen auch mit leichten Schmerzen verbunden sein, welche jedoch in der Regel nicht lange anhalten.